WIE ICH MIT „DEEP WORK“ EIN ERFOLGREICHES UNTERNEHMEN AUFGEBAUT HABE
Der Unternehmer Damian Soong spricht mit uns über die Anfänge seines Unternehmens Form Nutrition
Foto: Jake Paul White
Form Nutrition wurde 2017 gegründet und kann bereits eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte vorweisen. Das Unternehmen stellt nicht nur schmackhafte vegane, gluten-, gentechnik- und sojafreie Nahrungsergänzungsmittel her, sondern engagiert sich auch sozial. Form Nutrition wurde mit der B-Corporation-Zertifizierung ausgezeichnet, d. h. dem Unternehmen ist es wichtig, dass sich Gewinn und Gemeinnützigkeit die Waage halten. Es unterstützt mit seinem „Family Feeding Fund“ unter anderem das Krankenhaus Bansang in Gambia. Wir haben uns mit dem Unternehmer Damian Soong, der die Firma gemeinsam mit Natalia Bojanic und Pete O’Donoghue gründete, darüber unterhalten, wie er Deep Work dazu nutzt, um sowohl beruflich als auch privat erfolgreich zu sein.
Wie entstand die Idee zu Form Nutrition?
Ich war schon immer an Ernährung interessiert und trinke seit ich denken kann Proteinshakes. Als ich 2014 die Dokumentation „Cowspiracy“ sah, die sich mit den Auswirkungen der Viehwirtschaft auf die Umwelt befasst, fing ich damit an, mich mit pflanzlichen Lebensmitteln zu beschäftigen. Dabei fiel mir auf, dass es keine veganen Proteinshakes gab, die wirklich gut schmeckten. Die meisten damals erhältlichen Produkte wurden zudem in riesigen Plastikkübeln geliefert, die so unansehnlich waren, dass man sie unter der Spüle verstecken musste. Es gab natürlich auch das andere Extrem: totale Hippie-Produkte. Von ansprechenden, ambitionierten und leistungsorientierten Marken fehlte jedoch jede Spur. Es gab vor allem kaum Marken, die das Wohlbefinden unterwegs in den Vordergrund rückten, obwohl dieser Aspekt im direkten Zusammenhang mit dem Wohlbefinden am Arbeitsplatz und dem allgemeinen Wohlbefinden steht. Mit Form wollte ich genau diese Lücke füllen: Ich habe die große Chance erkannt, in diesem Bereich ein Unternehmen zu gründen und die Welt ein wenig zu verbessern.
Sie meinten einmal, dass der Grund, warum Ihr Unternehmen heute so erfolgreich ist, unter anderem auf „Deep Work“ zurückzuführen ist. Was genau versteht man darunter?
„Deep Work“ ist ein Begriff, den Cal Newport mit seinem Buch „Deep Work: Rules for Focused Success in a Distracted World“ (Konzentriert arbeiten: Regeln für eine Welt voller Ablenkungen) geprägt hat. Ich las das Buch 2016, kurz nachdem es herausgekommen war. Das Konzept dahinter schien mir sofort einleuchtend. Hierbei geht es um die Fähigkeit, sich voll und ganz auf eine einzige Aufgabe zu konzentrieren, ohne sich ablenken zu lassen. Das ist der Grundgedanke des Buchs. Ziel ist es, 30 bis 40 Minuten intensiv an etwas zu arbeiten. Entscheidend ist dabei, alles andere ausblenden, was natürlich schwer fällt ...
Ja, sehr schwer sogar. Wie also setzen Sie dieses Konzept in die Praxis um?
Social-Media-Kanäle, E-Mails, Slack usw. sind zwar nützliche Tools, man darf sich aber nicht davon vereinnahmen lassen. Es ist natürlich in Ordnung, sie regelmäßig zu nutzen, aber man sollte nicht immer sofort auf jede Benachrichtigung reagieren. Am besten wäre es, Benachrichtigungen zu deaktivieren. Wenn Sie ein wenig süchtig sind, können Sie sich das Ziel setzen, diese Apps nur einmal pro Stunde zu öffnen. Keine E-Mail ist so dringend, dass sie innerhalb von einer Stunde beantwortet werden muss. Lassen Sie sich also nicht stressen und gönnen Sie sich 30 Minuten ohne diese Tools.
Wie gestalten Sie Ihren Alltag, um dies umzusetzen?
Ein normaler Tag sieht für mich so aus: Ich wache auf, trinke einen Kaffee und meditiere. Danach konzentriere ich mich 30 Minuten lang auf eine einzige Aufgabe. Anschließend trainiere ich und mache mich auf den Weg zur Arbeit. Gerade in diesen 30 Minuten am Morgen kann man viel schaffen. Weit mehr als in zwei Stunden in einem Großraumbüro, wo niemand konzentriert arbeitet, jeder mit jedem plaudert und keiner viel hinbekommt. Man muss diese Konzentrationsphasen in den Alltag integrieren: Wenn man das schafft, kann man von überall aus arbeiten. Letztes Jahr war es mir mithilfe von Deep Work möglich, meine Firma zu leiten und gleichzeitig ein 21-tägiges Wellness-Seminar auf Bali zu coachen. Wichtig ist für mich, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wann ich die Konzentration oder die Energie verliere. Dann ist es an der Zeit, mit dem, was ich gerade mache, aufzuhören. Manche legen hingegen lieber fixe Zeiten fest. Wichtig ist aber, sich vor Augen zu führen, dass Ablenkung nicht nur der Leistungsfähigkeit schadet, sondern dass man nach einer Ablenkung nicht mehr so effektiv weiterarbeiten kann wie vorher. Sobald man also das Konzept der Zeiteinteilung verinnerlicht hat, kann man viel mehr erreichen und von überall aus arbeiten.
Wie haben Sie getickt, bevor Sie Deep Work entdeckt haben?
Ich bin mittlerweile über 40, aber als ich jünger war, habe ich mich ständig von Benachrichtigungen ablenken lassen. Es trieb mich in den Wahnsinn und war sehr schlecht für meine geistige Gesundheit und meine Produktivität. Ich war immer nervös und angespannt. Wenn mein Telefon neben mir am Schreibtisch lag und rot blinkte, musste ich sofort nachsehen und antworten. Ich glaube, dass es vielen Leuten ähnlich geht.
Setzt Ihr gesamtes Team auf Deep Work?
Form ist ein leistungsorientiertes Unternehmen. Wir sind in Sachen Arbeitszeiten sehr flexibel, da wir wissen, dass einige Menschen vormittags am produktivsten sind, manche hingegen eher am Nachmittag. Arbeit definiert sich nicht über die Zeit, die man am Schreibtisch sitzt. Es geht vielmehr um die Leistung, die man erbringt, und die Wertschöpfung. Dabei ist es ganz egal, wo man sich gerade befindet – man kann sogar vom Strand aus arbeiten. Das Wichtigste ist: Wenn man ein Unternehmen aufbaut, muss man einfach so produktiv wie möglich sein.